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Ein Schritt folgt dem nächsten. Es knirscht. Es ist still, alle sind hochkonzentriert. Schlurfen solle man, hat es zu Beginn geheissen. Seltsam, diese Gangart. Aber auch logisch. Denn schliesslich bewegen wir uns auf einer rutschigen und oft bis zu einem halben Meter tiefen, frisch verschneiten Unterlage. Unsere Fünfergruppe hinterlässt einen kleinen Trampelpfad im tiefverschneiten Fichtenwald oberhalb von Schönried. Auf Trappers Pfaden mit Schneeschuhen an den Füssen — für einmal im Saanenland statt in den einsamen Weiten Kanadas.

 

Die Stöcke geben Halt, wenn ich ab und an ins Stolpern gerate, weil ich an einer Eisscholle hängen geblieben oder in die Spuren meines «Vorläufers» getappt bin. Jetzt nur das Gleichgewicht nicht verlieren, die Spur halten, tief ein- und ausatmen — schiesst es mir durch den Kopf. Und nicht zu viel sprechen, denn das braucht Kraft. Das Tempo scheint auf den ersten Blick zwar gemächlich, für Anfänger wie uns ist es aber durchaus stattlich. Claude, unser Guide, kennt den Weg. Regelmässig wendet er seinen Blick zurück. Ein paar ermunternde Worte und weiter gehtʼs. Man will sich ja keine Blösse geben und den Rhythmus der Gruppe brechen. Mit mir sind Estelle, die Spa Managerin, Paul von der Rezeption, Massimiliano, der Sportlehrer, sowie Ercilia, die stellvertretende Gouvernante von den Palace Residences, unterwegs.

 

Schneeschuhlaufen ist ein Sport für alle. Er ist niederschwellig, man braucht bloss ein Paar Schneeschuhe, ein Paar Teleskop-Stöcke, Winterkleider. Und ein wenig Kondition», erklärt Claude Frautschi, 38, der seit drei Jahren fix als Schneesportlehrer beim Alpinzentrum Gstaad angestellt ist. Im Sommer ist er jeweils mit dem Bike, ob elektrisch oder mit Muskelkraft, mit seinen Gästen auf Achse. Im Winter sind es oft auch die Langlauflatten oder dann mit dem Fatbike. Claude ist im Freien im Element, das spürt man. Er ist hier in der Region aufgewachsen, in Saanen genau genommen. In erster Linie aber ist Claude ein guter Beobachter. Sofort spürt er, wenn jemandem die Luft ausgeht, wenn die Kräfte in den Oberschenkeln nachlassen. Oder wenn die Crew langsam unkonzentriert und sofort lauter und lustiger wird. Dann schaltet er automatisch eine Pause ein.

 

Denn nebst seiner Aufgabe als pflichtbewusster Outdoor-Experte ist er vor allem auch Gastgeber. Er, der einst als Koch im Romantik Hotel Hornberg in Saanenmöser und im Sonnenhof ob Saanen hinter dem Herd stand, weiss, wie man Gäste verwöhnt. Er zückt die Schweizer Militär-Gamellen aus den mitgeführten Filz-Rucksäcken, giesst zuerst den Orangen-Punsch und dann die heisse Currysuppe ein. Die gibt warm, von innen. Der Pausenhalt bringt uns zum Verschnaufen. Und zum Lachen. «Oft entwickelt sich eine Schneeschlacht, ganz spontan. Oder ein tiefsinniges Gespräch, irgendwo in der Pampa auf einem Bänkli, zwischen wildfremden Menschen. Das macht mich glücklich», sagt der Berner Oberländer, dem seine Rolle auf den Leib geschrieben ist.

 

Er ist gerne draussen. Und er kennt seine Routen sehr genau. Dem ist auch besser so. Von Einzelgängen auf eigene Faust rät er dringend ab. Rasch habe man sich in eine heikle Situation begeben, auch im sogenannten Talboden. Oft schon hat er Schneeschuhwanderer in Lawinenhängen entdeckt, die sich der Gefahren, in die sie sich begeben hatten, gar nicht bewusst waren. Auch gibt es klar markierte Pfade, auf denen man sich fortbewegen sollte. «Mit dem Forst- und Jagdaufseher haben wir sogenannte Wildschutzzonen definiert. In diese soll und darf man nicht eindringen. Denn wir wollen die Tiere, die im Winter wegen Nahrungssuche eh schon gestresst sind, nicht aufscheuen.» Die ideale Schneeschuhtour für Anfänger dauert rund zwei Stunden. Wer schon etwas Übung und Erfahrung mitbringt, kann aber auch eine Tagestour mit Claude oder einem seiner 15 Kolleginnen und Kollegen buchen. Viele Stammgäste zählen zu seiner Fangemeinde. Und wo geht Claude am liebsten hin, wenn er Zeit und Musse hat? Ins Sparenmoos, zur Blauen Stunde, sagt er in Sekundenschnelle. Und seine Augen leuchten … (rw)

Das Alpinzentrum Gstaad veranstaltet geführte Schneeschuhtouren mit Privatguide für jeden Schwierigkeitsgrad in der Region, individuell oder in Kleingruppe inklusive Material.

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ISSUE N° 9 – ALL AROUND

Jenseits aller Trampelpfade